Kulob (Кулоб) u.U.

Was macht man, wenn man sich zum Schluß einer Reise ein festes Quartier gesucht, man aber bis zum Heimflug trotzdem noch mehr sehen möchte, als der gewählte Standort zu bieten hat? Richtig: man macht Tagesausflüge.

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keine Fernsicht wegen Staub in der Luft

Mein heutiger hat mich in die Stadt Pjandsch (Пяндж) im Tal des gleichnamigen Flusses geführt, welcher auf mehr als 600km die Grenze zu Afghanistan bildet.

Die Stimmung war eigenartig, weil alles in einen feinen Staubschleier gehüllt war, die Sichtweite beschränkt und das Licht dunstig weichzeichnend war.

Das letzte Drittel der Straße von Farchor nach Pjantsch war schlecht, was sich auch darin ausdrückte, daß der Taxiplatz für dieses Teilstück doppelt soviel kostete, wie die vorangehenden zwei Drittel. Die Landschaft, die diese alte Paßstraße über das Karatau-Gebirge umgibt, war aber umwerfend schön; besonders für Selbstfahrer unbedingt zu empfehlen. Der Grenzfluß ist in der Stadt (abweichend vom usbekischen Grenzgebahren weiter flußabwärts) frei zugänglich, gibt photographisch um diese Jahreszeit aber nichts her. Das Flußtal ist mehrere Kilometer breit, der Fluß im Spätsommer ziemlich wasserarm und man sieht i.w. einen breiten Grünstreifen, der sich in der Ferne im Dunst verliert. Vom Paß aus hätte man mehr gesehen, wenn der Staubschleier des Sandsturms nicht gewesen wäre.

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Pandschtal:

Kommentare

Kulob (Кулоб) u.U. — 9 Kommentare

  1. Es erweist sich als überraschend schwierig, von Kulob aus ins Pandschtal Richtung GBAO (= Горно-Бадахшанская автономная область) (Pamir) zu kommen. Die rund 3 Jahre alten Reiseführer schreiben übereinstimmend, die Südroute über Kulob sei einfacher als die Nordroute über das Garmtal, und ganzjährig befahrbar. Trotzdem findet man hier kein öffentliches Verkehrsmittel nach Kalaikum und der diesbezügliche Wunsch stößt auf allgemeines Unverständnis; man hat mir sogar ganz ernsthaft den Rat gegeben, nach Duschanbe zu fahren und dort ein Taxi zu nehmen. Also fuhr ich erst mal einige Kilometer aus Kulob raus nach Osten und frühstückte an einem Fernfahrerrasthaus, wo ich mein Anliegen kund tat. Nach etwa 1 Stunde hatte ich einen Platz in einem Taxi aus Duschanbe (sic!), der rund 16€ kostete. Die Straße war sehr schlecht, aber ohne Allradantrieb befahrbar. Ab der Grenzbrücke bei Kischt zwischen Tadschikistan und Afghanistan gab es ein neues Teilstück von mehreren Kilometern Länge, danach war sie wieder schlecht, von Zigar bis Yoged gut, dann wieder schlecht bis durchwachsen. Der Paß von Kulob zum Pandschtal war landschaftlich phantastisch – vor allem der östliche Abstieg. Danach fährt man ständig am oder oberhalb des Pandsch entlang, wobei die afghanische Seite sich natürlich nicht wesentlich von der tadschikischen unterscheidet. Um photographieren zu können empfehle ich dringend ein eigenes Fahrzeug; mir war das leider nicht vergönnt. Die Fahrt im vollbesetzten Taxi war strapaziös und dauerte 5 Stunden.

    • Das Transporträtsel wurde in Kalaikum (GBAO) nicht viel klarer: hier gibt es nämlich eine Stelle, wo Taxis nach Kulob abfahren; es ist die Verzweigung zwischen Süd- und Nordroute nach Duschanbe. Die Nordroute wird hier im Ort als gefährlich eingeschätzt und davon abgeraten; sie ist aber ebenfalls ohne Allradantrieb befahrbar. Beim Verfügbarkeitsphänonem mit den Taxis wird es sich wohl lediglich um einen bizarren Auswuchs von Angebot und Nachfrage handeln: nennenswerte Nachfrage für die Strecke scheint es wohl nur von und nach der Hauptstadt zu geben. Einen Großteil des Verkehrs stellen sowieso chinesische Containerlaster dar, deren Fahrer jedoch wenig geneigt sind, Anhalter mitzunehmen.

      Auch zurück nach Kulob ist es wieder schwierig, wegzukommen ― besonders am Samstag.

    • Mittags: Stundenlanges Warten ohne Erfolg! Man kann nichts tun – nicht einmal essen gehen; man steht einfach nur sinnlos an der Straße herum.

      14 Uhr: Taxi gefunden. Es fängt zu regnen an; hoffentlich rutscht die Straße nicht ab.

      Natürlich – wäre ja auch zu schön gewesen – ging es dann nicht los. Der Fahrer wartete noch auf „Anschlußfahrgäste“ aus dem Pamir (telephonisch avisiert), die aber doch nicht kamen. So passierten wir erst bei Dunkelheit den Paß zwischen dem Pandschtal und Kulob.

    • Zahlreiche Radfahrer – Einzelpersonen und Gruppen – strampeln sich schwer bepackt empor (oder kommen auch in der Gegenrichtung herunter) und lassen sich weder durch Staub noch LkW noch schlechte Straßen beirren.

  2. Zurück in Kulob. Der Sonntag fängt damit an daß ich auf das Funktionieren der Geldautomaten warte. Zwar habe ich auch noch bare Euro, die kleinen Noten möchte ich aber für unerwartete Ausgaben an Flughäfen usw. aufheben.
    11 Uhr: Jetzt verstehe ich die Welt nicht mehr. Die Geldautomaten in Kulob haben entweder gar nicht funtioniert oder behauptet, sie bekämen keine Verbindung zu meiner Bank. Ein Automat in der Kleinstadt Москва (so, wie die russische Hauptstadt) spuckt dagegen anstandslos Somoni aus. „Klein-Moskau“ ist eine planmäßig angelegte Stadt mit regelmäßigem Straßennetz. Gemütlich.

    Weil die Taxifahrer Phantasiepreise forderten, habe ich den bekannten Salzberg (Ҳодша Мумин, 1334m) zu Fuß erwandert und abgelichtet. Anschließend wollte ich auf der daran vorbeiführenden Straße weiter nach Восеь (Wose), wo man mir auf der Hinfahrt einen schönen schattigen Brauereibiergarten mit großen Bäumen gezeigt hatte. Das scheiterte aber an zwei Hindernissen: 1) scheint die direkte Straße gesperrt zu sein, niemand nahm mich mit; 2) Polizei- und Militärkontrollen im Grenzbezirk. Bei der Hinfahrt bin ich nicht aufgefallen, aber auf der Rückfahrt von „Moskau“ fing das Theater an. Die Polizeikontrolle in der Stadt zog sich wegen der Sprachprobleme fast eine Stunde hin; wieder wünschte ich mir, russisch zu können. Die Militärkontrolle beim Verlassen des Grenzbezirks fing unauffällig an, führte aber über Paßkontrolle schließlich zur Photokontrolle. Da wurde es mir zuviel und ich maulte herum, daß man mir nach dem staubigen Tag den wohlverdienten Besuch im Biergarten nicht gönnen würde – schließlich sei ich doch Tourist aus der Stadt der Biergärten! Komischerweise verstanden die Soldaten das und schallendes Gelächter war zu hören, die Photokontrolle fiel aus, ich erhielt den Paß zurück und das Taxi mit den erleichterten Mitfahrern durfte weiter. Der Biergartenbesuch fiel aber doch ins Wasser, weil bei Ankunft schon Abend war (ich wollte aber den heißen Nachmittag dort verbringen).

    Falls ich morgen gut drauf bin, ertrotze ich mir den Besuch vielleicht doch noch. Eigentlich wollte ich aber nicht mehr herumfahren, sondern nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen und mein Gepäck bis Mitternacht reisefertig (Heimflug) machen.

    • Zu den Grenzbezirken habe ich mir Gedanken gemacht, weil es ja nicht das einzige Mal war, daß ich aufgehalten worden bin:

      Mangels Sprachkenntnissen meinerseits bleibt es Rätselraten, aber es klang doch irgendwie durch und scheint mir auch plausibel, daß ich mich jedesmal bei Eintritt in einen Grenzbezirk hätte anmelden müssen und vielleicht so eine Art Passierschein bekommen hätte, der bei der Ausreise beim jeweiligen Posten wieder abzugeben gewesen wäre. Die Taxifahrer hatten natürlich kein Interesse an solchen bürokratischen Aufenthalten und haben nach Möglichkeit kritische Fragen der Posten bei der Einreise abgebügelt. Wäre ich mit eigenem Auto mit ausländischer Zulassung unterwegs gewesen, wäre das sofort aufgefallen und alles wäre vermutlich regelkonform abgelaufen (auch die vielen Radfahrer fallen sofort auf, waren aber nicht in den Gebieten unterwegs, in denen ich Scherereien hatte). Wegen der sehr geringen Zahl ausländischer Reisender mit öffentlichen Verkehrsmitteln konnte bisher auch keine Routine bei der Behandlung solcher Fälle entstehen, die jeweils Einzel- bzw. Sonderfälle mit Ärgerpotential blieben.

      Die GBAO-Genehmigung hatte ich zusammen mit dem Visum in den Paß eingestempelt bekommen; an der Bezirksgrenze gab es keinen Ärger, sondern nur Aufenthalte von wenigen Minuten.

  3. Heute ist der letzte Tag vor dem Heimflug; große Anstrengungen mag ich nicht mehr unternehmen. Mein Visum läuft auch in drei Tagen ab. Morgen gibt’s in München Stockwürscht beim Dragan. Das Wetter dürfte ein Schock für mich werden: nach der dauernden Hitze spätherbstliche Temperaturen. Danach werde ich dem Veranstalter Bericht erstatten; vielleicht läßt er meine Erkenntnisse in seine nächste Reiseplanung einfließen. Wenn keine äußeren Umstände entgegenstehen, wäre ich auf jeden Fall mit dabei.

    Zum Abschluß gab es noch Zimmerärger im Hotel. Bei meiner Zweitagestour nach GBAO ließ ich mein Hauptgepäck dort und erhielt bei meiner nächtlichen Rückkehr von einem unwissenden Angestellten ein Zimmer zugewiesen, das sich nicht absperren ließ; für ein anders wollte er den doppelten Preis. Heute früh habe ich Terror gemacht und einen Schlüssel gefordert. Die jetzt anwesenden wissenden Angestellten wollten mich wieder verlegen und mehr Geld für ein besseres Zimmer, weil mein ursprüngliches natürlich belegt war. Das war mir für die halbe Nacht (um Mitternacht muß ich zum Flughafen) zuviel und ich habe mich auf die Hinterbeine gestellt. Dann hat das Personal untereinander gestritten, aber ich zahle nur 16€ – nach meiner bisherigen Erfahrung eh zuviel. Der ganze Stress langt mir jetzt; bis zum Abflug will ich alles Offene erledigen, duschen, die Akkus vom elektronischen Krimskrams aufladen und meine Ruhe haben. Sacklzement!

    Mittag:
    Habe mir gerade den Flughafen TJU nördlich der Stadt bei Tageslicht angeschaut. Um Mitternacht soll ich da sein; Online-Abfertigung ist nicht möglich. Ein Geldwechselschalter ist da, der nachts hoffentlich geöffnet ist, damit ich meine überschüssigen Somoni loswerden kann. Jetzt ist alles zu; es scheint nur Auslandsflüge zu geben.

    • Chaotische Abfertigung am Flughafen, nichts gekennzeichnet. Dann wollten sie mich bei der Ausreise nicht durchlassen; hatten noch nie ein Touristenvisum gesehen. Angeblich hätte ich in Kulob registriert sein müssen. Er wollte Quittungen sehen, aber in vielen Hotels geht es nach dem Motto „Schlüssel gegen Bargeld“ (Vorkasse). Man trieb eine englischsprechende Zöllnerin auf, die mir erklärte, ich hätte ein Problem; ich machte ihr klar, daß dann alle ein Problem hätten. Es dauerte noch seine Zeit; als dann an die hundert Gastarbeiter an mir vorbeigezogen waren und sich die guten Sitzplätze im Flugzeug geschnappt hatten (die Sitzplatzvergabe folgte nämlich erst nach der Ausreisevorkontrolle; daß Gepäck wurde man erst in der letzten Stufe los, weil das Durchleuchtungsgerät der Sicherheitskontrolle und des Zolls ausgefallen war), winkte man mich weiter.

      Jetzt habe ich so einen dämlichen Mittelsitz und mein Gepäck geht nur nach Domodedowo (bei Moskau) – sehe schwarz! Bei dem ganzen Durcheinander habe ich an irgendeiner Station die Zollerklärung der Einreise eingebüßt – kam aber trotzdem raus. Auch konnte ich meine überschüssigen Somoni nicht mehr wechseln und muß sie bis zum nächsten Besuch aufheben. Es gab zwar einen offenen Wechselschalter, aber mit meinen Erkundigungen, was wie wo abläuft, war ich schon mitten in der Ausreise und durfte nicht mehr zurück zum Geldwechselschalter.